Hirnforschung: sinnvolle Ergänzung oder überflüssiges Anhängsel der Psychologie?

Die Hirnforschung ist eine für die akademische Psychologie wichtige aber auch herausfordernde Wissenschaftsdisziplin. Ihr Nutzen zur Beantwortung psychologischer Fragestellungen wird zunehmend kritisch diskutiert. Im Rahmen dieser Ausführungen wird versucht, das Verhältnis zwischen Hirnforschung und akademischer Psychologie kritisch aber auch konstruktiv zu beleuchten. Zusammenfassend wird vorgeschlagen, dass sich die akademische Psychologie den Neurowissenschaften öffnet, ohne dass sie dabei ihre wesentliche Aufgabe, nämlich die Erforschung des Erlebens und Verhaltens aus dem Blickwinkel verliert. Der Einbau neurowissenschaftlicher Methoden und Untersuchungsansätze kann zu einer konzeptuellen Weiterentwicklung der akademischen Psychologie oder zumindest zur Weiterentwicklung der biologisch orientierten Psychologiefächer werden. Darüber hinaus würde eine Öffnung der akademischen Psychologie für die Neurowissenschaften verhindern, dass die neurowissenschaftlich orientierte Psychologie in andere Disziplinen (z.B. Medizin und Neurobiologie) abwandert. Ein erster Schritt wäre die Einbindung der Psychologie gemeinsam mit der Biologie unter dem Zelt der Strukturwissenschaften. Damit müsste sich die Psychologie allerdings auch den Methoden und Theorien, welche die Strukturwissenschaft anbietet öffnen und sich von dem Vorbild der Physik lösen. Damit würden auch die verschiedenen Psychologiedisziplinen ohne erkennbare Disziplingrenzen am gleichen Thema arbeiten und sich mehr als gemeinsame Disziplin zur Erforschung des menschlichen Erlebens und Verhaltens begreifen.

Quelle: PsyCONTENT – Zeitschriftenbeitrag

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