T. Krüger-Wauschkuhn, N. Pohontsch, R. Deck
Die Alterung der deutschen Bevölkerung, die Morbiditätsentwicklung und begrenzte Ressourcen erfordern ein gesundheits- und gesellschaftspolitisches Umdenken. Aufgrund der Zunahme von chronischen und multiplen Erkrankungen in höherem Alter und der Ausweitung der Lebensarbeitszeit wird die Bedeutung der medizinischen Rehabilitation zunehmen. Da sich die Zusammensetzung der Rehabilitanden analog zur Entwicklung der Bevölkerung verändert, stellt sich die Frage, ob das Behandlungsprogramm der Rehabilitation den Erfordernissen und Bedürfnissen älterer Rehabilitanden gerecht wird und welcher Anpassungsbedarf möglicherweise besteht.
Im Rahmen von 18 leitfadengestützten Fokusgruppen mit insgesamt 62 Rehabilitanden unterschiedlicher Indikationen im Alter>55 Jahre wurden Bedürfnisse und Erwartungen an die Rehabilitation sowie Verbesserungsvorschläge erfragt. Im Unterschied zu einer vorausgegangenen quantitativen Studie, in der die Reha-Bedürfnisse und Reha-Angebote von jüngeren und älteren Rehabilitanden einander gegenübergestellt wurden, handelte es sich hier um eine qualitative Studie, in der ausschließlich Rehabilitanden der höheren Altersgruppe befragt wurden. Die Ergebnisse wurden mit Experten in 3 multidisziplinär besetzten Gruppendiskussionen diskutiert. Die Gespräche wurden auf Tonträger aufgenommen, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Die Untersuchung zeigte vielfältige Bedürfnisse der Rehabilitanden bezüglich des Behandlungsablaufs auf. Der Wunsch nach einer stärkeren Patientenorientierung, insbesondere durch bessere Informierung und Mitspracherecht bei Therapieentscheidungen, spielte dabei eine zentrale Rolle. Ein konkreter, individueller Nachsorgeplan und regelmäßige Nachbefragungen könnten nach Ansicht der Rehabilitanden eine optimale Integration der Rehabilitationsinhalte in den Alltag ermöglichen und somit die Nachhaltigkeit der Rehabilitation steigern. Aus Expertensicht waren viele der geäußerten Bedürfnisse nachvollziehbar und berechtigt. Unter den aktuell bestehenden Bedingungen (zeitliche und personelle Restriktionen, Leitlinien) sei eine Umsetzung der rehabilitandenseitig geäußerten Vorschläge jedoch nur schwer realisierbar. Aus Sicht der Rehabilitanden und Experten sollten berufsbezogene Angebote und Hilfen bei der Umsetzung der Reha-Empfehlungen im Beruf intensiviert werden. Konsens herrschte auch hinsichtlich einer Ausweitung und Intensivierung der Nachsorge. Entgegen unseren Annahmen spielten ausschließlich auf das Alter bezogene Schwerpunkte aus Sicht beider Gruppen eine eher untergeordnete Rolle. Dennoch zeigten sich einige Bereiche, in denen die älteren Rehabilitanden Optimierungsbedarf sahen. Die Probleme, die sich auf das Rehabilitationsgeschehen generell bezogen, stehen zwar nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Alter, könnten aus unserer Sicht dennoch ältere Rehabilitanden stärker belasten.
Die Optimierung einzelner Aspekte des Rehabilitationsgeschehens mit Blick auf nachhaltige Behandlungserfolge bei älteren Rehabilitanden sollte in Erwägung gezogen werden. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der individuellen Unterstützung und der Förderung von Eigenverantwortung im Umgang mit der Krankheit zu. Besonders für ältere Rehabilitanden erscheinen hierfür ein bedürfnisgerechtes Informationsangebot und ein fester Rückhalt durch eine strukturierte Reha-Nachsorge, gegebenenfalls in Form einer längerfristigen Anbindung an die Reha-Klinik, erforderlich.
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