Soziale Ungleichheit bei der Inanspruchnahme onkologischer Versorgungsangebote

Fragestellung: Die vorliegende Studie untersucht, inwieweit soziale Ungleichheiten bei der Inanspruchnahme von Maßnahmen nach akutstationärer Behandlung bei Prostata- und Brustkrebspatienten bestehen.

Methodik: Die Daten stammen aus einer prospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie. Studienteilnehmer waren 483 primärerkrankte Patienten mit Brust- oder Prostatakrebs (UICC-Stadien 0-IV) im Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Die Patienten wurden nach der Operation sowie 6 Monate später schriftlich zur Inanspruchnahme psychosozialer Maßnahmen, medizinischer Rehabilitation und alternativkomplementärer Medizin (CAM) befragt. Der soziale Status wurde durch die Indikatoren Beruf, Bildung und Einkommen erfasst. Zudem wurde der Krankenversichertenstatus abgefragt. Für die Analyse wurden logistische Regressionen getrennt nach Tumorlokalisation unter Kontrolle von Alter und erkrankungsbezogenen Faktoren wie Erkrankungsschwere und psychische Komorbidität durchgeführt.

Ergebnisse: Die Zusammenhänge zwischen sozialer Ungleichheit und der Inanspruchnahme variieren in Abhängigkeit der erfassten Ungleichheitsindikatoren und der nachstationären Versorgungsangebote. Am stärksten und konsistentesten sind die Zusammenhänge bei der Inanspruchnahme von CAM. Diese Angebote werden verstärkt durch Patienten mit einem hohen sozialen Status und privater Krankenversicherung in Anspruch genommen. Bei der Rehabilitation zeigen sich hingegen eher schwache und inkonsistente Ungleichheiten. Zudem sind die Ungleichheiten bei Prostatakrebspatienten schwächer ausgeprägt als bei Brustkrebspatientinnen.

Schlussfolgerung: Es bestehen inkonsistente soziale Ungleichheiten bei der Inanspruchnahme von Maßnahmen nach akutstationärer Behandlung bei Prostata- und Brustkrebspatienten. Es bleibt zu klären, inwieweit diese Ungleichheiten auf Zugangsbarrieren, unterschiedliche Informiertheit oder unterschiedliche Präferenzen zurückzuführen sind.

Quelle: Thieme E-Journals – Das Gesundheitswesen / Abstract

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