Pharmakotherapie bei Angsterkrankungen

Die moderne Psychopharmakotherapie von Angsterkrankungen begann mit der Beobachtung von Donald Klein und Max Fink, dass Imipramin antipanisch wirksam ist. Darauf aufbauend wurde die heute gebräuchliche Klassifikation von Angsterkrankungen entwickelt. Die akut anxiolytisch wirksamen Benzodiazepine sollten aufgrund von Nebenwirkungen und dem Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzials nur in Ausnahmenfällen angewendet werden. Derzeit werden selektive Serotonin- bzw. Serotonin- und Noradrenalin-Rückaufnahme-Inhibitoren als Mittel der ersten Wahl in der Psychopharmakotherapie von Angsterkrankungen angesehen. Daneben sind Pregabalin und Buspiron zur Behandlung der generalisierten Angststörung und Moclobemid zur Behandlung der sozialen Phobie zugelassen. Auch wenn einzelne Studien eine kurz- bis mittelfristige Überlegenheit der Kombination von Psychopharmakotherapie und Psychotherapie beschreiben, scheint diese langfristig, insbesondere nach Beendigung der Pharmakotherapie keine eindeutigen Vorteile zu besitzen. Ein neuer Ansatz zur Kombination von Pharmakotherapie und Psychotherapie wurde ausgehend von präklinischen Befunden entwickelt, die die molekularen Mechanismen von Konditionierung und Extinktion näher charakterisiert haben. Als partieller Agonist an der Glycin-Bindungsstelle des NMDA-Rezeptors verstärkt D-Cycloserin expositionsassoziierte Extinktion. Erste klinische Studien bestätigen die extinktionsfördernde Wirkung von D-Cycloserin bei Patienten mit Höhenangst, sozialer Phobie aber auch bei Zwangsstörungen.Bereits heute sind gut wirksame und verträgliche Substanzen zur Psychopharmakotherapie von Angsterkrankungen verfügbar. Die Anwendung neuerer, aus präklinischen Befunden abgeleiteten Therapiestrategien im klinischen Alltag muss noch weiter untersucht werden.

Quelle: PsyCONTENT – Zeitschriftenbeitrag

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