Depression – Ein nach wie vor unterschätztes Risiko für die Entwicklung und Progression der koronaren Herzerkrankung

K.H. Ladwig, R.T. Emeny, S. Häfner und M.E. Lacruz

Die Bedeutung der Depression als Risikofaktor bei der Entstehung und Progression der koronaren Herzerkrankung (KHK) und mögliche Pathomechanismen sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Zur Abschätzung der Vorhersage kardiovaskulärer Ereignisse liegen vier Metaanalysen mit ≥100.000 eingeschlossenen Probanden aus Bevölkerungsstudien mit einem adjustierten relativen Risiko von 1.60–1.90 vor. Neben verhaltenswirksamen Effekten (Ernährung, Bewegung, Rauchen, mangelnde Medikamententreue) werden drei zentrale psychobiologische Pathomechanismen diskutiert. Hierzu zählt erstens eine Hyperregulation des autonomen Nervensystems mit erhöhter Herzfrequenzrate, überschießenden Herzfrequenzanstiegen und einer erniedrigten Herzfrequenzvariabilität. Zweitens: überschießende Stressantworten des endokrinen Systems (insbesondere der Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse) und drittens eine dauerhafte subklinische Erhöhung von Inflammationsparametern (Akute-Phase-Proteine; proinflammatorische Zytokine) mit Veränderungen des Gerinnungssystems (unter anderem durch Thrombozytenaktivierung). Eine anhaltende depressive Symptomatik erhöht auch das Risiko für die Entwicklung der endothelialen Dysfunktion, einer Vorstufe der Atherosklerose. Schließlich spielen gefährliche Nebenwirkungen von Antidepressiva eine Rolle.

Quelle: SpringerLink – Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, Volume 54, Number 1

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