Kontroversen um das „Chemobrain“

Kerstin Hermelink
Viele Krebspatienten klagen über Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme. Bis vor kurzem galten solche Beeinträchtigungen kognitiver Funktionen als Folge der Chemotherapie und das Phänomen erhielt den Namen Chemobrain oder Chemofog. Allerdings lassen sich einige Forschungsergebnisse nicht mit der Annahme vereinbaren, dass kognitive Störungen bei Krebspatienten eine Nebenwirkung der Chemotherapie sind: Die Störungen wurden auch bei Krebspatienten gefunden, die nicht mit Zytostatika behandelt worden waren. Neuere große Studien fanden wenig oder gar keine Anhaltspunkte für negative Effekte einer Chemotherapie auf kognitive Funktionen. Epidemiologische Studien wiesen nach, dass Krebspatienten lebenslang ein erhöhtes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen haben, auch wenn sie nicht systemisch behandelt worden sind. Mittlerweile wird deshalb eine multifaktorielle Verursachung der Störungen diskutiert, in der neben verschiedenen Therapien auch die Erkrankung selbst und krankheits- und therapiebedingte Stressbelastungen eine Rolle spielen könnten. Von den Patienten berichtete subjektive kognitive Störungen hängen enger mit dem psychischen Befinden, insbesondere mit Depressivität, als mit neuropsychologisch nachweisbaren Schädigungen kognitiver Funktionen zusammen.

Quelle: Thieme E-Journals – Deutsche Zeitschrift für Onkologie / Abstract

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