Die Patient-Behandler-Kommunikation bei chronischen Krankheiten

E. Farin – Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Freiburg

Überblick über den Forschungsstand in ausgewählten Themenbereichen

Die Kommunikation zwischen Patienten und Behandlern ist insbesondere bei der Behandlung chronisch Kranker, die durch ein biopsychosoziales Krankheitsmodell charakterisiert ist, von zentraler Bedeutung. Der vorliegende Beitrag stellt im Rahmen einer Übersichtarbeit den aktuellen Forschungsstand zur Patient-Behandler-Kommunikation in 3 ausgewählten Themenbereichen dar: die Kommunikationspräferenzen chronisch Kranker, der Zusammenhang zwischen Kommunikation und relevanten Endpunkten sowie Interventionen zur Verbesserung der Patient-Behandler-Kommunikation. Ein zentrales Ergebnis der Forschung besteht darin, dass Patienten hinsichtlich der Präferenz bestimmter Kommunikationsstile (z. B. Patientenpartizipation) eine recht hohe inter- und intraindividuelle Variabilität zeigen; sie unterscheiden sich untereinander und entwickeln auch im Lauf ihrer Erkrankung variierende Präferenzen. Es lassen sich jedoch auch kommunikative Verhaltensweisen des Behandlers identifizieren, die in der Regel von sehr vielen Patienten als positiv empfunden werden: affektives Verhalten (also z. B. nach Gefühlen des Rehabilitanden fragen, diese Gefühle wahrnehmen und zurückmelden), Informationen in verständlicher Weise und proaktiv geben, Wahrnehmungen, Erwartungen und kognitive Konzepte des Patienten zu verstehen versuchen. Es ist in der Literatur gut belegt, dass gelungene Kommunikation zu mehr Adhärenz führt. Der Zusammenhang zur Patientenzufriedenheit ist nicht ganz so deutlich belegt, konnte aber auch oft gezeigt werden. Bezüglich der Verbesserung des Gesundheitsstatus des Patienten sind die Befunde uneinheitlich. Erfolgreiche Kommunikation setzt eine gewisse Kongruenz zwischen den Kommunikationspräferenzen des Patienten und den Verhaltensweisen des Behandlers voraus. Die Wirksamkeit von Kommunikationstrainings für Behandler ist im Hinblick auf das unmittelbare Geschehen in der Patient-Behandler-Interaktion (z. B. patientenorientierteres Verhalten) recht gut belegt; die Evidenz bezüglich mittelfristiger Endpunkte wie Patientenzufriedenheit ist uneinheitlich, was auch an der Vielzahl möglicher Operationalisierungen der Endpunkte liegt. Wichtig und sinnvoll scheint eine Ergänzung der Behandlertrainings durch kommunikationsbezogene Schulungen für Patienten, da verschiedene Studien zeigen, dass mit relativ einfachen Maßnahmen, die am Patienten ansetzen, auch das Verhalten der Behandler beeinflusst werden kann. Weiterentwicklungsbedarf der Forschung zur Patient-Behandler-Kommunikation besteht insbesondere bezüglich einer verstärkten theoretischen Fundierung, einer Methodenintegration unter Einschluss qualitativer und quantitativer Methoden sowie Selbstberichten und Interaktionsanalysen sowie bezüglich der verstärkten Durchführung von Längsschnittsstudien.

Quelle: Thieme eJournals – Abstract

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