Ist die arterielle Hypertonie eine psychosomatische Erkrankung?

Heinz Rüddel
Die arterielle Hypertonie (klinische Gelegenheitsblutdruckwerte über 140 / 90 mm Hg) ist ein wichtiger Risikofaktor für die Arteriosklerose mit hoher Prävalenz (20-25 %) bei Erwachsenen. Die primäre Hypertonie ist eine heterogene multifaktorielle Erkrankung. Genetische Faktoren, psychosoziale Aspekte, insbesondere situative Reaktionen (z. B. Stress) und der Lebensstil beeinflussen die Blutdruckhöhe. Dargestellt wird, wie aus kurzfristigen situativen Blutdruckerhöhungen eine Hochdruckkrankheit entstehen kann. Daraus werden die multimodalen Behandlungsstrategien aus antihypertensiver Medikation, Optimierung der Arzt-Patienten-Beziehung, Training des Hypertoniepatienten zu einem Hochdruckexperten und Gesundheitsexperten, Blutdruckselbstmessung, Entspannnungs- bzw. Biofeedbackverfahren, kognitiver Stressbewältigung, Lebensstiländerung (körperliches Training, Gewichtsoptimierung, Alkoholverzicht bis maximal 25 g / d) und die konsequente Behandlung von komorbiden affektiven Störungen, insbesondere Angsterkrankung abgeleitet. Nur durch eine systematische, umfassende und lang andauernde Intervention mit Hochdruckpatienten wird die heutige unbefriedigende Therapiesituation (hoher Anteil unzureichend behandelter Patienten) verbessert. Somit bleibt die arterielle Hypertonie eine psychosomatische Herausforderung, da sich sowohl biologisch-medizinische als auch soziale Aspekte und Arbeitsweisen der psychosomatischen Grundversorgung (wie Optimierung der Patientenführung und Lebensstiländerungen) und der gezielten verhaltensmedizinischen Behandlung für eine gute Hypertoniebehandlung ergänzen müssen. Diagnostik, Führung und Behandlung der Hochdruckpatienten werden somit zu einem Beispiel multimodaler moderner Verhaltensmedizin.

Quelle: Thieme eJournals – Abstract

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