Psychische Komorbidität bei Krebserkrankungen

J. Weis und A. Boehncke
Tumorerkrankungen zählen in den westlichen Industrienationen zu den häufigsten körperlichen Erkrankungen und weisen steigende Inzidenzzahlen auf. Wenngleich ihre medizinische Behandlung über die vergangenen Jahrzehnte deutlich verbessert und dadurch die Überlebenszeiten verlängert werden konnten, ist die Erkrankung für die Betroffenen mit zahlreichen psychosozialen Problemlagen, schweren Leiden und Todesbedrohung verbunden. Die psychosozialen Belastungen infolge einer Tumorerkrankung lassen sich je nach Schweregrad und Dauer auf einem Kontinuum zwischen normalen Belastungsreaktionen und psychischer Komorbidität im Sinne einer ICD-Klassifikation beschreiben. Bei den psychischen Folgestörungen stehen vor allem Anpassungsstörungen, Angststörungen und depressive Störungen im Vordergrund. Die in der Literatur berichteten Prävalenzraten schwanken je nach untersuchten Diagnosegruppen sowie verwendeten Untersuchungsinstrumenten sehr stark. Für die Diagnostik stehen in der Psychoonkologie heute standardisierte und validierte Screeninginstrumente sowie diagnostische Interviews zur Verfügung. Die Abklärung der psychosozialen Belastungen und die Bestimmung psychischer Komorbidität sind heute wichtige Aufgaben in der Behandlung von Tumorpatienten, um den psychosozialen Beratungs- und Behandlungsbedarf individuell ermitteln zu können.

Quelle: SpringerLink – Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, Volume 54, Number 1

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