Internetsucht – Psychologische Variablen, diagnostische Einordnung und therapeutische Implikationen

Klaus Wölfling, Kai W. Müller, Manfred E. Beutel
Statistiken des deutschen Suchthilfesystems verdeutlichen, dass immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene exzessive Nutzungsmuster in Bezug auf das Internet aufweisen. Nationale wie internationale Prävalenzerhebungen zur suchtartigen Internetnutzung unterstreichen, dass das Phänomen mit ca. 3 % Betroffenen nicht selten zu sein scheint. Betroffene berichten von Symptomen, die Parallelen zu substanzgebundenen Abhängigkeitserkrankungen erkennen lassen, wie z. B. ein intensiver Drang, dem Verhalten nachgehen zu müssen (Craving), fortgeführter Konsum trotz negativer Konsequenzen wie Leistungsabfall, gesundheitliche Probleme, intrafamiliäre Konflikte, Entzugserscheinungen bei verhindertem Konsum und Toleranzentwicklung (exzessiv ausufernde Nutzungszeiten). Auf neurowissenschaftlicher Ebene zeigen sich ähnliche kortikale Verarbeitungscharakteristika, wie sie von substanzgebundenen Abhängigkeitserkrankungen dokumentiert sind. Trotz erheblichen Leidensdrucks für Betroffene und deren Angehörige ist Internetsucht noch nicht als eigenständiges Störungsbild anerkannt. Auch existieren derzeit noch keine standardisierten und empirisch auf ihre Wirksamkeit überprüften psychotherapeutischen Interventionsprogramme oder Präventionskonzepte.

Thieme eJournals – Abstract

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